12.–18. November 2015
  

Herzlich willkommen

Mit jedem Jahr grösser, bekannter, profilierter, das ist das lesbischwule Filmfestival PinkPanorama Luzern. Aus der Zentralschweiz nicht mehr wegzudenken, bietet es Kino vom Feinsten und das nun bereits seit 15 Jahren. Ein Grund zum Feiern. Das Filmfestival zeigt eine Vielfalt von Lebensrealitäten und Lebensmöglichkeiten schwullesbischer Menschen.
Einmal im Jahr tritt die LGBT-Community in Luzern an die Öffentlichkeit: mit diesem Filmfestival. Für den Rest des Jahres gibt es andere Orte, die sie sich selbst geschaffen hat. Orte, an denen alle sein können, was sie sein wollen und mit wem.
Dass auch diese geschützten Orte von Gewalt heimgesucht werden können, hat das Attentat auf das «Pulse» in Florida gezeigt. Nicht nur 49 Menschen wurden ermordet, den Schwulen und Lesben wurde auch das Vertrauen geraubt, dass es Orte gibt, an denen sie vor Gewalt und Ausgrenzung sicher sind.
Luzern ist nicht Orlando. Doch auch hierzulande verbindet queere Menschen nicht zuletzt dies: das Gefühl der Verletzbarkeit. Sie sehen sich herablassenden Blicken ausgesetzt, wenn sie Hand in Hand gehen, und mit Schimpfwörtern bedacht; sie kennen das Unbehagen, sich bei den Eltern oder am Arbeitsplatz zu outen. Es braucht Orte wie das Pulse in Orlando, das frauen*zentrum in Zürich, das Queerbad in Luzern, an denen Schwule, Lesben, Bi- und Transmenschen  sich nicht verstellen müssen, sondern unbefangen sich selbst sein können.
Doch es braucht mehr als das. Es muss auch Orte geben und Zeiten geben, in denen Wünsche öffentlich beredet und aufgeführt werden. Man stärkt die eigenen Lebensabsichten, indem man sie inszeniert und damit öffentlich werden lässt. Wir werden auch die, als die wir uns zeigen und der Öffentlichkeit vorstellen.
Das Filmfestival PinkPanorama ist ein solcher Ort und eine solche Zeit. Das Festival ist ein Ort, wo die Wünsche nach Anerkennung, Offenheit, Sicherheit, Freiheit und Schutz manifest werden. Wo die Unterschiede, die sonst zählen, nicht relevant sind. Die Gesellschaft wird durch Toleranz ein besserer Ort für alle. Doch Toleranz genügt auf Dauer nicht. Von da bis hin zu einer Anerkennung auch im rechtlichen Sinn war es ein weiter Weg und ist es in vielen Gesellschaften noch immer. Denn der rechtliche Schutz, den die Menschenrechte und die Verfassung versprechen, ist nie nur die Sache einer Minderheit, sondern der Mehrheit. Ankunft im Alltag der Mehrheitsgesellschaft, auch jenseits der tolerierten Freiräume: Erst mit der vollen Anerkennung in allen Alltagsbezügen können Lesben und Schwule das werden, was jeder Mensch ist: sichtbar und unauffällig zugleich.
Dazu trägt auch das jährliche Filmfestival bei. In seinem Programm fehlen deshalb auch Dokumentarfilme aus jenen Ländern nicht, in denen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden. Dies beschäftigt Besucher/innen oftmals länger als nur eine Filmlänge.
Wo Gleichstellung gelingt, verändert diese die Gesellschaft insgesamt. Dann wird die Welt ein besserer Ort, den alle gemeinsam gestalten; wo die Menschen sich zeigen dürfen, wie sie sind, mit ihrer Hautfarbe und ihrem Körper, mit ihrem Glauben und ihren Fantasien.

Li Hangartner
COMUNDO – FilmTage Luzern: Menschenrechte

  
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