Herzlich willkommen
            
            
            Mit jedem Jahr grösser, bekannter, profilierter, das ist das  lesbischwule Filmfestival PinkPanorama Luzern. Aus der Zentralschweiz nicht  mehr wegzudenken, bietet es Kino vom Feinsten und das nun bereits seit 15 Jahren. Ein Grund  zum Feiern. Das Filmfestival zeigt eine Vielfalt von Lebensrealitäten und  Lebensmöglichkeiten schwullesbischer Menschen.  
Einmal im  Jahr tritt die LGBT-Community in Luzern an die Öffentlichkeit: mit diesem  Filmfestival. Für den Rest des Jahres gibt es andere Orte, die sie sich selbst  geschaffen hat. Orte, an denen alle sein können, was sie sein wollen und mit  wem. 
Dass auch  diese geschützten Orte von Gewalt heimgesucht werden können, hat das Attentat  auf das «Pulse» in Florida gezeigt. Nicht nur 49 Menschen wurden ermordet, den  Schwulen und Lesben wurde auch das Vertrauen geraubt, dass es Orte gibt, an  denen sie vor Gewalt und Ausgrenzung sicher sind. 
Luzern ist  nicht Orlando. Doch auch hierzulande verbindet queere Menschen nicht zuletzt  dies: das Gefühl der Verletzbarkeit. Sie sehen sich herablassenden Blicken  ausgesetzt, wenn sie Hand in Hand gehen, und mit Schimpfwörtern bedacht; sie  kennen das Unbehagen, sich bei den Eltern oder am Arbeitsplatz zu outen. Es  braucht Orte wie das Pulse in Orlando, das frauen*zentrum in Zürich, das Queerbad  in Luzern, an denen Schwule, Lesben, Bi- und Transmenschen  sich nicht verstellen müssen, sondern  unbefangen sich selbst sein können.  
Doch es  braucht mehr als das. Es muss auch Orte geben und Zeiten geben, in denen Wünsche  öffentlich beredet und aufgeführt werden. Man stärkt die eigenen  Lebensabsichten, indem man sie inszeniert und damit öffentlich werden lässt.  Wir werden auch die, als die wir uns zeigen und der Öffentlichkeit vorstellen. 
Das Filmfestival  PinkPanorama ist ein solcher Ort und eine solche Zeit. Das Festival ist ein  Ort, wo die Wünsche nach Anerkennung, Offenheit, Sicherheit, Freiheit und  Schutz manifest werden. Wo die Unterschiede, die sonst zählen, nicht relevant sind. Die  Gesellschaft wird durch Toleranz ein besserer Ort für alle. Doch Toleranz  genügt auf Dauer nicht. Von da bis hin zu einer Anerkennung auch im rechtlichen Sinn war es ein weiter  Weg und ist es in vielen Gesellschaften noch immer. Denn der rechtliche Schutz,  den die Menschenrechte und die Verfassung versprechen, ist nie nur die Sache  einer Minderheit, sondern der Mehrheit. Ankunft im Alltag der  Mehrheitsgesellschaft, auch jenseits der tolerierten Freiräume: Erst mit der  vollen Anerkennung in allen Alltagsbezügen können Lesben und Schwule das  werden, was jeder Mensch ist: sichtbar und unauffällig zugleich.  
Dazu trägt  auch das jährliche Filmfestival bei. In seinem Programm fehlen deshalb auch  Dokumentarfilme aus jenen Ländern nicht, in denen Menschen aufgrund ihrer  sexuellen Orientierung verfolgt werden. Dies beschäftigt Besucher/innen oftmals  länger als nur eine Filmlänge.  
Wo  Gleichstellung gelingt, verändert diese die Gesellschaft insgesamt. Dann wird  die Welt ein besserer Ort, den alle gemeinsam gestalten; wo die Menschen sich zeigen  dürfen, wie sie sind, mit ihrer Hautfarbe und ihrem Körper, mit ihrem Glauben  und ihren Fantasien.  
 
Li Hangartner 
COMUNDO –  FilmTage Luzern: Menschenrechte  | 
          
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